Close To Me

Die Dame auf dem Bild unten ist meine Tante Patricia. Und ich muss zugeben, ich habe ein bisschen Angst vor ihr. Aber ich habe alle ihre Bücher verschlungen. Tante Patricia ist eine große Erzählerin der inneren Abgründe, der heimlichen Obsessionen, der kühlen Paranoia. Ihre Sprache: kontrolliert, nüchtern, aber mit einem ständigen Druck unter der Oberfläche. Ein trockener Stil, fast sachlich, aber gesättigt mit moralischer Ambiguität und leiser Verzweiflung.

Patricia, die Krimi Ricke

Das Protokoll einer Begegnung, Die Krimi-RicKe über "Close To Me" von The Cure

Ich höre das Lied nicht.
Es kriecht.

Wie ein Gedanke, den man nicht eingeladen hat,
aber der sich unter der Tür hindurchschiebt,
mit einem kleinen, kalten Lächeln.

„Close To Me“ –
ein Satz, der klingt wie eine Bitte,
aber gemeint ist wie eine Drohung.

Das Lied tut so, als sei es harmlos.
Der Beat ist fast kindlich, wie ein Spielzeug, das zu laut geworden ist.
Aber es gibt Stellen, da knackt etwas.
Nicht laut, aber deutlich.

Ich habe lange in Menschen hineingeschaut,
die dachten, sie wollten Nähe,
und dabei nur ihren Spiegel suchten.

In diesem Lied ist keiner wirklich nah.
Da ist keine Wärme.
Nur eine Art panischer Intimität.

Man sagt sich: Bleib bei mir,
aber man meint:
Wenn du gehst, muss ich mit mir allein sein – und das halte ich nicht aus.

Die Stimme von Robert Smith –
dünn, zittrig, wie ein Faden, der jeden Moment reißen könnte –
wirkt, als würde er seine eigene Haut nicht ertragen.

Es ist kein Liebeslied.
Es ist ein Lied aus der Sackgasse.

Wer so etwas schreibt,
ist entweder kurz davor, jemanden zu retten –
oder sich selbst zu verlieren.

Vielleicht beides.

Und was mich betrifft:
Ich glaube ihm nicht.

Nicht ganz.

Aber ich glaube ihm genug,
um ihm die Tür nicht ganz zuzumachen,
falls er doch

wirklich

friert.

 

XOXO
Patricia

 

Hören Sie "Close To Me" von The Cure selbst: In der Kuschelbock Playlist bei Spotify

 

Der Kuschelbock merkt an: Eine - selbstverständlich - weitaus profanere Betrachtung von „Close to Me“ von The Cure finden Sie bei henning-uhle.eu.