Easy

Mein Onkel Theodor W. (ein bisschen sperrig im Umgang, aber sehr nett) gilt als einer der einflussreichsten Philosophen, Soziologen und Musiktheoretiker, dessen scharfsinnige Analysen das Rudelleben in unserer Zeit prägen. Als Mitbegründer der Kritischen Waldschule verbindet der "Soziobock" tiefgehende Gesellschaftskritik mit philosophischer Reflexion und musikalischer Ästhetik. Zudem lässt seine Frau, glaubt man Theodors Buddy Alphons, die Nachbarschaft stets wissen, wenn ihr Theodor wieder einen tollen Satz geschrieben hat. Lassen Sie sich inspirieren von Theodors unermüdlichen Streben nach Erkenntnis und seiner kompromisslosen Kritik an den Mechanismen der Macht! Hier beleuchtet Theodor W. Bock "Easy" von den Commoderes.

Theodor W. Bock - der Soziobock
Theodor W. Bock, der Soziobock
 

"Easy" von den Commodores: Eine musiksoziologische Betrachtung vom Soziobock

Es gehört zur letzten List der Kulturindustrie, den Schmerz in das Gewand der Sorglosigkeit zu kleiden.

„I'm easy like Sunday morning“ – ein Satz, der sich gibt, als sei er von der Schwere der Welt gelöst, als hätte er das Leiden aufgehoben in einem kontemplativen Gleichmaß, das eher an die verklärte Pastorale als an das wirkliche Leben erinnert.

Doch wie jede affirmative Geste im Spätkapitalismus ist auch diese gebrochen – ohne es zu wissen.

Die Stimme, warm, beinahe sakral, scheint zu schweben – aber was sie besingt, ist kein wirklicher Trost, sondern das Bedürfnis, dem Zwang der Leistungsethik zu entkommen.

Nicht zufällig fällt der Bezug auf den Sonntag – das letzte Residuum bürgerlicher Transzendenz, das unter der Woche suspendiert bleibt.

Die Leichtigkeit, die hier evoziert wird, ist mithin nicht Ausdruck einer Freiheit, sondern das Surrogat einer solchen. Eine klanggewordene Sonntagsillusion.

Harmonisch ist das Stück angenehm schlicht, beinahe naiv – was nicht gegen, sondern für seine Analyse spricht. Denn die Simplizität maskiert die funktionale Perfektion, mit der es emotionales Einverständnis erzeugt.

Dass der Hörer sich in dieser Sanftheit wiegt, ist nicht Ausdruck von Freiheit, sondern ihrer Ablösung durch Einverstandensein.

Und doch – das sei nicht verschwiegen – rührt das Lied.

Rührt, weil es ungewollt die tiefe Sehnsucht nach einem Ort jenseits der Entfremdung artikuliert.

Eine Stimme, die sich von allen Konventionen lossagt, um – wenn auch nur für drei Minuten – nicht mehr zu funktionieren.

Dies mag illusionär sein, ja regressiv. Aber es zeugt von einem Schmerz, der nicht ganz gelöscht ist.

Und das allein – wäre eine Spur von Wahrheit.


XOXO
Theodor W.

 

Hören Sie "Easy" von den Commodores selbst: In der Kuschelbock Playlist bei Spotify